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Seite für Seite und Buchstabe für Buchstabe
....in Deutschland hat gerade die Frage der bewussten, richtigen und
schönen Gestaltung der industriell hergestellten Dinge eine lange
Tradition. Man denke nur an Werkbund und Bauhaus oder auch die
Ulmer Hochschule für Gestaltung, das sind Namen mit gutem Klang. In
den 60er Jahren kam dann auch hier das Wort Design auf - damals klar
verbunden mit der Vorstellung, für alle Dinge eine gut durchdachte Form
zu finden, deren Schönheit auch mit gutem Funktionieren zu tun hat -
ohne die Vorgabe »Die Form folgt der Funktion« als einengendes
Dogma zu verstehen. Viele Geräte der Firma Braun - von Küchengerä-
en über Hifi-Anlagen bis zu Zahnbürsten - galten als Vorbild für diese
Linie eines funktionalen wie schlicht-eleganten Design.

Irmgard Sonnen, in Düsseldorf lebende Designerin für visuelle Kommu-
nikation, ist mit dem damaligen Gestaltungsgrundsatz »weniger ist mehr«
sehr einverstanden. Auch ihre Arbeiten sind dem Ziel verpflichtet, mit
einem Minimum das Maximum zu erreichen. Farb-Elementsysteme für die Rheinbahn, Projekte für Architekten und Innenarchitekten, das Erschei-
nungsbild (Corporate Design) von Firmen inklusive des Entwurfs aller
Drucksachen, die Gestaltung von Katalogen und Büchern: die Aufgaben
sind vielfältig, ihr Spektrum ist breit.

Eines ihrer Buch-Projekte ist ein literarischer Kalender. Er vereint typo-
grafisch gestaltete Texte aus den Bereichen der Literatur, der Natur-
wissenschaft, der Philosophie und der Umgangssprache, die sich alle
mit dem Phänomen der Zeit beschäftigen. So dass ein »Zeitbuch«
entsteht - mit genug Raum auf den rechten Seiten, um dort Persönliches
einzutragen. Schon der Titel ist ein Gedicht:
Zur Poesie des Augenblicks. Ein Tagebuch für 365 Zeitpunkte.

Dieses Kalender-Tagebuch spiegelt alle Tugenden der Diplom-
Designerin für visuelle Kommunikation auf das Schönste - und zu finden
sind sie im neugegründeten Queredo-Verlag. Kleine Auflagen sind es,
natürlich, so anspruchsvoll wie exquisit, wie jetzt »Anna Blume ist rot.
Farbe als Ereignis« - eine Sammlung von Essays bis zu Gedichten zu
ihrem ureigenen Thema: Farben. Aussagen großer Maler, poetische
Annäherungen an die Erscheinungsformen und die atmosphärischen
Spielarten einer Farbe, dies alles kombiniert die Herausgeberin und
Gestalterin Irmgard Sonnen in überzeugender Weise. Und zeigt dabei,
wie sich Sinnzusammenhänge steigern lassen, wenn Text,Typografie und
grafisch-farblicher Aufbau der Seiten im kleinsten Schritt aufeinander
abgestimmt sind.

Kein Wunder, dass sie nicht nur in ihrem eigenen Designbüro hoch-
wertige Formen der visuellen Kommunikation gestaltet, sondern dass
sie neben dieser selbstständigen Arbeit seit 1981 auch unterrichtet,
als Dozentin an der Fachhochschule Düsseldorf. Sie hat dabei natürlich
klare Vorstellungen von Qualität, gibt aber ihren Schülern gleichwohl
Spielraum zur Entfaltung. Der Erfolg gibt ihr Recht: Es entstehen, auch
in Zusammenhang mit Professoren-Kollegen wie Dieter Fuder,
vielfältige Projekte und Konzepte. An Anerkennung von außen fehlt es
jedenfalls nicht, dafür stehen beispielsweise mehrere Red-Dot-Awards,
die höchstrangigen internationalen Design-Auszeichnungen, für ihre
eigenen Arbeiten und die ihrer Studierenden.
Petra Kammann, InRheinkultur, Journal für Kultur, Herbst 2007

 

Die Publikationen der
Düsseldorfer Designerin
und Dozentin für
Kommunikationsdesign,
Irmgard Sonnen
wurden durch internatio-
nale Preise ausgezeichnet.

Sie gestaltet Bücher an der
Schnittstelle von Literatur,
Poesie, Bildender Kunst und
Design.